Titelseite

Übersicht

Ein Vorwort

Zur Einführung

Über die Arbeiterbewegung

Auf dem Weg zu einer sozialen Schweiz

Zur Entwicklung der SP im Kanton Bern

Aus der Geschichte der SPU

Der Allgemeine Arbeiterverein Unterseen

Erster Arbeiterverein

Reaktivierung zum zweiten Arbeiterverein

Die sozialdemokratische Partei Unterseen

Namensänderung am 1. Mai 1918

Parteiorganisatorisches

Politisches Wirken in der ersten Nachkriegszeit

Streitpunkte, Stellungnahmen, Entwicklungen

Gleichberechtigung der Frauen

Gemeindewahlen

Schlussbemerkungen

Verzeichnisse

SPU - Parteipräsidenten und Parteisekretäre

SPU-Gemeindepräsidenten und Gemeinderäte

SPU-Mitglieder im Bernischen Grossen Rat

Benutzte Quellen und Publikationen

Reaktivierung zum zweiten Arbeiterverein

Erneuerungsphase 1909/1910

Die politische Landschaft hatte sich im Kanton Bern durch die Gründung des Kantonalverbandes bernischer Grütli- und Arbeitervereine im Jahr 1890 und durch die Gründung der kantonalen Sozialdemokratischen Partei im Jahr 1905 mit einem von 1912 an durch Eugen Münch hauptamtlich geführten Parteisekretariates stark verändert, mit Auswirkungen bis auf das Bödeli.

Wohl aufgrund von Aussagen alter Parteimitglieder wurde im SPU-Jahresbericht von 1947 in einer Anmerkung festgehalten, dass der erste Arbeiterverein in Unterseen im Jahre 1909 aufgelöst, dann aber schon im Herbst 1910 im Café Aarburg von 11 Anwesenden neu gegründet worden sei, mit Hans Jossi als Päsident, Eduard Guyaz als Sekretär und Coiffeur Gertsch als Kassier. Eine erste Hauptversammlung sei 1911 abgehalten worden. In der im Jahr darauf folgenden Neubestellung des Gemeinderates drang der von diesen Leuten vorgeschlagene Gottfried Wenger in einer Stichwahl mit 203 Stimmen gegen Geometer Blatter mit 173 Stimmen durch. Dieser Erfolg dürfte ein Anlass gewesen sein, die Arbeiterschaft wieder besser zu organisieren.

Zweite Gründung des Arbeitervereins am 13.Mai 1914

Ein Buch mit dem verwaschenen Titel „Protokoll der Sozialdemokratischen Partei Unterseen" beleuchtet die weitere Entwicklung zur SPU. Die zweite Gründungsversammlung fand am 13.Mai 1914 im Café Aarburg statt, begann abends um halb neun und dauert bis 10.40 Uhr. Anwesend waren 17 Personen, darunter eine Minderzahl aus dem ersten Arbeiterverein. Das Tagesbureau wurde nach einer lebhaften Diskussion bestellt, und zwar mit dem Eisenbahner Johann Jossi, Maler, als Präsident. Er teilte gleich zu Beginn Noten aus:

„Die Kapitalisten und Sozialdemokraten wurden von Jossi und Gertsch ein wenig zerzaust, um damit den Genossen die Notwendigkeit zur Gründung des Arbeitervereins Unterseen klarzulegen, wobei auch Genosse Steiner mit wenigen Worten über den Verbleib des schon einmal bestandenen Arbeitervereins sich beteiligte."

 

Jossi stand in der Folge meist am linken Flügel der Partei, Steiner liess sich eher von einem pragmatischen Mittelkurs leiten. Die Ausarbeitung eines Vorschlages für Statuten wurde einer fünfgliedrigen Kommission übertragen, von denen vier bereits dem alten Verein angehört haben dürften. Umstrittenstes Traktandum war die Festsetzung der Mitgliederbeiträge. Schliesslich wurde der Gründungsbeitrag auf 50 Cts. und der monatliche Mitgliederbeitrag auf 40 Cts. festgesetzt. An der Gründungsversammlung wurde „vom Jodler-Club Edelweiss, der vollzählig vertreten war, ein schöner Jodel zum Besten gegeben."

Nur vierzehn Tage später fand am Montag, den 1.Juni die nächste Versammlung statt. Als Präsident des neuerstandenen Arbeitervereins wurde definitiv Johann Jossi bestimmt, der den Verein bis ins Jahr 1919 leitete. Der ehemalige Präsident des ersten allgemeinen Arbeitervereins, Johann Steiner, war ebenfalls von allem Anfang an wieder dabei, zuerst als Rechnungsrevisor und dann von 1917 - 1919 als Vicepräsident. Dementsprechend wurde die im ersten Arbeiterverein begonnene Arbeit zum mindesten teilweise im zweiten Verein fortgeführt. Als Versammlungslokal wurde die Aarburg bestimmt und von der Wirtin erwartet, dass sie die „Tagwacht" unter ihren Tageszeitungen abonnierte. Sie war dazu bereit und spendete ausserdem für jeden Anwesenden ein Gratisbier. Von den

17 Gründungsmitgliedern wurden nach dem Protokoll deren 13 für Sonderaufgaben eingesetzt; es waren dies: Beer Fritz, Schlosser, Fricker E., Frutiger Jak., Gertsch, Gottier, Imboden Fritz, Jossi Johann, Maler, Meier H., Michel, Maler, Roth Chr., Schlosser, Schwab, Steiner Johann, Zimmermann, Wenger; dazu kamen später noch Aegerter, Buri, Flück Jakob, Heimann, Imboden Albert, Nydegger, Scheidegger, Schmocker Alfred, Dachdecker und Schmocker Eduard, Maurer.

Tätigkeit in der Kriegszeit

1914 - Mitglieder im Grenzdienst

Der erste, von Johann Jossi am 12.April 1915 erstattete Jahresbericht beleuchtet die damaligen Verhältnisse und Schwierigkeiten.

„Am 1.August ertönte der gewaltige europäische Kriegslärm, der alles in seinen Grundfesten erzittern liess und nun zum grossen Völkerschlachten geworden ist. Auch unserm jungen Verein drohte er das Lebenslicht auszublasen; denn schon am 4.August mussten bis auf ein kleines Häuflein alle Mitglieder zur Grenzbesetzung einrücken. Aber das einmal entfachte Feuerlein glimmte im Stillen weiter, bis es dann am 20.Dezember bei der Gemeinderatswahl wieder hell aufbrannte und dort im Verein mit den Grütlianern wieder ein Sieg errang, indem sie den arbeiterfreundlich gesinnten Herrn Eng, Parquetmeister, als Gemeinderat hineinbrachten und auch die Finanzkommission fast neu besetzte, was für uns auch nicht wenig Wert hat. Nun glimmte es wieder, weiter, bis dann vor 3 Wochen unsere Mannen nach 8 Monaten langwierigen Grenzdienstes heimkehrten. Jetzt wollen wir aber nicht versäumen, das Fünklein wieder zur hellen Flamme zu entfachen, die nicht wieder zu dämpfen ist; denn auch dieser Arbeiter mordende Krieg zeigt uns, wie Not es tut, dass sich die arbeitende Klasse nicht nur gewerkschaftlich, sondern auch politisch organisiert, um dem Kapitalismus, der sich das grosse Elend und Unglück, das dieser Krieg mit sich bringt, auf sein Schuldkonto schreiben muss, wirksam entgegentreten zu können."

Da vom Sommer 1914 an „der grösste Teil der Mitglieder im Militärdienst war", fand bis im Frühling 1915 keine Versammlung mehr statt.

1915 - Fusion mit dem Grütliverein abgelehnt

Die nächste protokollierte Sitzung datiert vom 29.März 1915. Präsident Jossi orientierte „über den Antrag des Grütlivereins betreff Fusion. Genosse Gertsch sagt, dass wir nicht fusionieren wollen, dass wir also Arbeiterverein bleiben." Genosse Steiner, einst Präsident des ersten Arbeitervereins von Unterseen, „macht den Vorschlag, dass dem Grütliverein ganz gehörig geantwortet werde, dass sie uns in Ruhe lassen." Der Verein wurde in seiner Haltung bestärkt durch ein Schreiben des bernischen ersten kantonalen Parteisekretärs Eugen Münch. „Auch die sehen, was der Grütliverein will, und dass wir niemals an eine Verschmelzung denken sollen. „Es wurde noch vom Vorstand der Antrag gestellt und angenommen, dass kein Mitglied im Arbeiterverein und im Grütliverein sein kann." Doch schon eine Woche später wurde der Beschluss betreffend der Doppelmitgliedschaft aufgehoben, um zwei neue Mitglieder aufnehmen zu können.

Beitritt zur kantonalen SP auf den 1.Juli 1915

Als wichtigstes Traktandum beschloss die erste Hauptversammlung des neuerstandenen Arbeitervereins am 12.April auf Antrag des ehemaligen Präsidenten des ersten Arbeitervereins, Johann Steiner, auf den 1.Juli 1915 der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Bern beizutreten. Ein Referat des bernischen Parteisekretärs Eugen Münch fand im Drei Schweizer statt, wozu erstmals auch die Frauen eingeladen wurden.

Der Arbeiterverein Unterseen wurde vom Grütliverein Interlaken an die Maifeier eingeladen. Es wurde von einer Teilnahme in Corpore abgesehen und jedem Einzelnen freigestellt, ob er hingehe. Gemeinderat Wenger beantragte am 8.Mai, dass der Arbeiterverein Unterseen zusammen mit dem Grütliverein eine Demonstration gegen die anhaltende Teuerung durchführe. Sie fand am 30.Mai statt, mit gemeinsamem Abmarsch des Vereins zur Demonstration. Ein von der Burgergemeinde erlassenes Holzerverbot erregte viel Unwillen. Der Verein verlangte dessen Aufhebung und zudem die Einstellung eines Ziegenhirtes, „damit die Ziegen wieder mit einem Hirt laufen gelassen werden, da es ja doch dem armen Mann von grossem Nutzen sei, wenn er dieselben den Tag durch ins Freie jagen kann." Die Not der Bevölkerung wurde im Jahresbericht 1915 geschildert:

„Wenn wir auch nicht aktiv an männermordenden Krieg beteiligt sind, so leiden wir doch indirekt durch die grosse Last der Teuerung und des Wuchers, welcher noch vielfach von unserer obersten Landesbehörde unterstützt wird, wenigstens ist noch kein Versuch gemacht worden, diesen zu unterdrücken, sondern es wird der notleidenden Arbeiterschaft der Mund verstopft, aber leider nicht mit Nahrungsmitteln, sondern durch die Militärgerichtsbarkeit und die Pressezensur."

Als neue Mitglieder wurden aufgenommen: Schmid, Zimmermann, Flück Emil, Elektriker (er wurde gleich nach seinem Eintritt zum Sekretär bestimmt), Schmocker Karl, von Unterseen. Ein Beitritt wurde am 11.Dezember 1915 besonders vermerkt; „Zur Aufnahme in den Verein hat sich Wenger Gottfried, Gemeinderat, angemeldet, welcher aufgenommen wurde."

1916 - Erste Vertreter im Gemeinderat

In den Gemeindewahlen wurden am 2.Juli 1916 erstmals zwei vom Arbeiterverein unterstützte Kandidaten zu Gemeinderäten erkoren, nämlich Johann Kummer, Bauunternehmer mit 111 Stimmen und Arnold Beuggert, Lokomotivführer mit 108 Stimmen. Der Verein zählte dabei erst 25 Mitglieder. Zusammen mit dem im Vorjahr in den Verein aufgenommenen Gottfried Wenger verfügte der Verein bereits über eine Dreiervertretung im Gemeinderat. Nach diesem Erfolg schrieb der Parteipräsident im Jahresbericht:

„Gerade hier in der Gemeinde laufen noch eine grosse Anzahl unorganisierte Arbeiter herum, gerade wie wenn sie zolldicke Bretter vor dem Kopf hätten und wollen es nicht glauben, dass man mit Einigkeit und Zusammenhalten sogar solche Kriege wie den heutigen verhindern könnte."

Neueintritte im Jahr 1916 waren: Beuggert Arnold, Bieri Robert, Hirni Adolf, Maler, Oertig Albert, Drucker. Rubin Wilhelm, Zimmermann Hans, Maschinist und als erste Frau Imboden Rosa.

1917 - Beitritt zur Arbeiterunion - Flüchtlinge - Arbeiterelend

Obwohl die Versammlungen meist schlecht besucht waren, konnten in diesem Jahr viele neue Mitglieder aufgenommen werden. Es traten neu in den Verein ein: Götz Eduard, Götz Rudolf, Hirschi Ludwig, Schmoker Paul, Schlosser, Schneider Anderes, Tailleur, Sterchi Gottfried und weitere zwölf Mitglieder. Am 24.Februar 1917 wurde der Beitritt zur Arbeiterunion Interlaken und Umgebung einstimmig beschlossen. Am 17.März zirkulierte unter Verschiedenem eine Sammelliste für politische Flüchtlinge. Am 14.April wurde zum Besuch der Gemeindeversammlung aufgerufen und um die Unterstützung einer Kreditbewilligung für die Abgabe von Lebensmitteln geworben, „um unserer Behörde einmal das Arbeiterelend und die Not in gegenwärtiger Zeit klar vor Augen zu führen." Weiter wurde zur Vorbereitung der Gründung eines sozialdemokratischen Radfahrervereins eine viergliedrige Kommission bestimmt. Am 20.Oktober wurden die Arbeits- und Lohnverhältnisse in zwei hiesigen Betrieben gerügt. „Sobald wir sichere Beweise in Händen haben, wird gegen die betreffenden Ausbeuter vorgegangen." Daneben wurde als Theaterspiel das Stück „Die Waffen nieder" gewählt. Zur Mitwirkung sollte auch der Arbeiter-Radfahrerverein beigezogen werden. - Unter der Arbeiterschaft herrschten Spannungen. Ende des Jahres wurde gemeldet, dass der Gemeinde-Arbeiterverein Interlaken aus der Union ausgetreten sei. „In Interlaken soll wieder eine SDP (eine Sozialdemokratische Partei) gegründet werden." Zur Vorbereitung der Nationalratswahlen vom 27./28.Oktober 1917 wurde am 20.Oktober berichtet, dass „fast jedem Mitglied ein Pöstli zugeteilt wurde für den Wahltag." Die Mitglieder des Arbeitervereins Unterseen waren kampfwillig. Im Aufruf für die Teilnahme an den Nationalratswahlen im Kreis Oberland wurde geschrieben:

„Gegen die Not, für die Gerechtigkeit!

Drei Jahre Kriegsnot sind ins Land gegangen. Klagen über Klagen wurden erhoben. Man beachtete sie nicht. Erst vor den Nationalratswahlen, als in einigen Kantonen ihre Macht ins Wanken kam, erkannten die Herren, dass die allgemeine Missstimmung im Volk und im Heer berechtigt ist. Vorher wurde alles vertuscht. Denkt an den Oberstenprozess, der das Land in Gefahr brachte. Denkt an die Bereitstellung von Militärzügen ins Welschland, die grosse Entrüstung erregte. Zur Vertuschung wurde sogar dem Nationalrat der Maulkratten angelegt. Erinnert euch der Misshandlung der Bündner Wehrmänner am Flüela, des Gewaltmarsches der dritten Division, an den Drill und den Schlauch. Das rücksichtslose Verfahren gegen Gesundheit und Leben der Wehrmänner wurde als 'militärische Notwendigkeit' erklärt. Wie haben junge Offiziere alte Wehrmänner behandelt! Die Vorrechte der Offizierskaste wurden vom General geschützt, der selbst sich vergass und Wehrmänner beschimpfte. Der sich sogar wiederholt Eingriffe in die Militärjustiz erlaubte. Der Bundesrat zeigte sich dabei schwach und machtlos.

Vergesst nicht den Missbrauch des Militärs zur Unterdrückung des Versammlungsrechts, zum Streikbruch von Buchdruckern in Lausanne und zur Niederwerfung des Streiks in Chippis. Alles wurde gutgeheissen.

Gedenkt der fleischlosen Tage. Die Herren durften Kutteln, Nieren und Lebern essen. Den Arbeitern wurden sie damit verteuert und vorenthalten. Denkt der Verteuerung der Lebensmittel durch Spekulanten, Schieber und Wucherer, denen man erst dann entgegentrat - als es zu spät war.

In den Behörden herrscht der Geldsack. Das Volk muss die Beachtung seiner Bedürfnisse selbst erkämpfen. Dazu sind die Neuwahlen da."

Die Kriegsnot staute sich zur unerträglichen Spannung. Der ein Jahr später durchgeführte Generalstreik war die unmittelbare Folge.

1918 - Ein Wahljahr mit Turbulenzen

An der Hauptversammlung am 5.Januar 1918 in der Aarburg waren 18 Genossen und

1 Genossin anwesend. Am 3.März 1918 wurde die Frage gestellt, ob der Verein sich nicht in einem Lokal im Schulhaus versammeln könnte. Sie blieb unbeantwortet. Zur Vorbereitung der bevorstehenden Grossratswahlen fand am 14.März 1918 im Restaurant Schönegg bei Goldswyl eine gemeinsame Vorstandsitung mit dem Arbeiterverein Ringgenberg-Goldswil statt. Nach den Zahlen der vergangenen Nationalratswahlen könne ein erfreuliches Resultat erzielt werden. Die Flugblätter und Wahlzettel würden von der kantonalen Partei erstellt, und die Sektionen des Bödeli hätten nur ein Inserat zu machen. Die Arbeitervereine waren demnach bereits eindeutig in die Wahlorganisation der kantonal-bernischen SP eingebunden. Als Grossratskandidat wurde von verschiedenen Seiten Genosse Wenger, Angestellter der BLS, genannt, dem auch von Habkern her Unterstützung in Aussicht gestellt wurde. Eine solche Wahl eines Arbeiters sei noch nie vorgekommen. Die Grütlianer brauchten nicht gefürchtet zu werden, mit ihnen sollte ein Kompromiss gefunden werden, in dem sie „in unserem Wahlkreis keinen Kandidaten aufstellen würden, und wir in ihrem Wahlkreis" entsprechend verzichten würden.

An einer ähnlichen Vorständeversammlung vom 17.April 1918 im Hotel Falken in Unterseen berichtete der Kandidat Wenger, er wisse aus dem Wahlkreis Unterseen nichts Weiteres, als dass die Alten wieder gewählt werden sollen. Einer meinte, „falls von der Freisinnigen Partei der Gemeindepräsident Diggelmann aufgestellt würde, wir uns der Stimme enthalten sollten, ein anderer machte die Anregung, Stimmenthaltung zu proklamieren und darauf zu verzichten, in den Wahlkampf einzutreten." Dann teilte der Grossratskandidat Wenger mit, dass er auf ein Schreiben der BLS hin seine Kandidatur zurückziehen müsse und stellte anschliessend erstmals den Antrag, die beiden Vereine umzutaufen in „Soz.Dem.Partei."

An einer nur vier Tage später, am 21.April in der Aarburg stattfindenden Versammlung, an der 30 Genossen und 3 Genossinnen teilnahmen, wurden als Neueintritte zwölf Männer und fünf Frauen aufgenommen. „Betreffs der Kandidatur Wenger und seiner Anstellung bei der BLS betont der Präsident, dass Wenger auf ein Schreiben der Direktion hin die Kandidatur nicht annehmen könne und schlägt Stimmenthaltung im Wahlkreis Unterseen vor." Auf die Frage, „ob man nicht bei einer eventuellen Entlassung Wengers bei der BLS ihm einen Posten bei der Gemeinde geben könnte", wurde die Angelegenheit zur Weiterbearbeitung dem Vorstand überbunden. Doch am 27.April wurde Genosse Frutiger von Goldswil als Grossratskandidat aufgestellt und ausdrücklich die Abwesenheit „unserer beiden Gemeinderäte" bedauert. Wenger geriet später in die Kritik seiner Parteigenossen. Er musste als Präsident der Notstandskommission der Gemeinde die Verteilung von Lebensmittelkarten vornehmen. „Besser gekleidete und vornehmere Frauen würden bevorzugt behandelt," und man stritt sich bei Kriegsende um Zusatzbrotkarten und eine bessere Kartoffelversorgung und verlangte eine stärkere Vertretung der Arbeiterschaft in der Notstandskommission der Gemeinde. Der Arbeiterverein verzeichnete in dieser unruhigen Zeit auffallend viele Neueintritte und verstärkte damit seine politische Bedeutung.